„Ich fragte eine Schnecke, warum sie so langsam wäre.
Sie antwortete, dadurch hätte sie mehr Zeit,
die Welt zu sehen.“

© Wolfgang J. Reus

Durch meine Weiterbildung zur Fachkraft für tiergestützte Intervention bin ich auf die Schnecke gekommen, genauer gesagt auf die afrikanische Achatschnecke. In einem artgerechten Terrarium leben nun diese faszinierenden Tiere in der Schule und sind ein Teil unserer Klassengemeinschaft. Meine Schülerinnen und Schüler haben sich das Privileg erarbeitet den Schnecken Namen zu geben. Sie sind in in ganz verschiedenen Jahren geboren und haben als Zwitter kein festgelegtes Geschlecht.
Auf dem Speiseplan der Schulschnecken stehen Gemüse, Blätter, Wiesenkräuter, Obst und tierisches Eiweiß. Nicht vergessen werden darf, dass den Schnecken immer auch Sepiaschale zum Knabbern zur Verfügung stehen sollte, denn den Kalk der Sepiaschalen brauchen sie für ihr Schneckenhaus.

Wenn wir Glück haben, dann schleimen sich die Schnecken während des Unterrichts an der Glasscheibe des Terrariums hoch und wir können genau die Wellenbewegungen des Schneckenfußes beobachten. Damit sich die Schnecken wohl fühlen und sich gut fortbewegen können, brauchen sie ein Wasserbecken und Zimmertemperatur. Außerdem sprüht sie der Schneckendienst einmal täglich nass.
Die Pädagogik-Schnecken sind toll zu beobachten, vermitteln Ruhe und fördern Gelassenheit und Geduld. Es ist faszinierend, dass sie die Regeln der Physik scheinbar aus den Angeln heben und an der Decke entlanglaufen können. Auch das Gefühl, sie auf der Hand zu halten ist nicht so eklig wie man es sich vielleicht denkt, sondern eher sanft und feucht.

Update: Inzwischen arbeite ich auf dem Kolping Gutshof in Großeneder. Die Schulschnecken haben ich samt ihrem Terrarium in meiner ehemaligen Schule bei einer netten Kollegin zurückgelassen. Dennoch bekommen Schnecken, die uns in der freien Natur begegnen, als auch die Achat-Schnecken der Universität Kassel immer mal wieder tiergestützte Einsätze.